Heimat Bote Nr. 37


Pruszen Problematik

Beitrag und Richtigstellung

Am 18. Januar 1701 wurde Preußen in Königsberg, dem alten pruszen Twangste, geboren; aus purer Gehässigkeit sagte ein Prusze zu mir, das einzig Vernünftige was die Preußen uns Autochthonen Pruszen freigiebig zukommen ließen, war die Einführung der Saatkartoffel, alles andere mußte von uns mit Arbeit und Blut erkauft werden.

Die Darstellung der pruszischen Geschichte ist durch seinen Status als lange erobertes Gebiet stark beeinflußt worden, da jede Partei versucht eine Rechtfertigung oder zumindest die eingebrachte Kulturleistung positiv darzustellen.

Wegen dieser besonderen Situation wird die Öffentlichkeit wenig, lückenhaft oder überhaupt nicht informiert, und als Folge ist ein Gesamtbild schwer erkennbar, Verzerrungen, tendenziös gefärbte Geschichtsklitterung und falsche Fakten werden wiedergegeben.

Die Große Sowjetische Enzyklopädie behauptete 1953, daß die russische Präsenz durch seine lange slawische Geschichte im Lande Prusa (Ostpreußen) berechtigt sei.

Spätere Ausgaben wurden auf Drängen von russischen Wissenschaftlern berichtigt. Polen behauptete 1918 den westlichen Alliierten gegenüber, daß der südliche Teil von Ostpreußen sich entschlossen hätte, dem neu entstandenen PolenReich beizutreten. Das Ergebnis der Abstimmung vom 11. Juli 1920 über diesen angeblichen Beitrittsdrang, der von den westlichen Alliierten sachlich und fachlich kontrolliert wurde, ergab eine vernichtende Niederlage für das neu entstandene Polen.

Litauen erging es nach dem Einmarsch in das autonome Memelgebiet (das Land Lamata für uns Pruszen) am 10./15. Januar 1923 nicht besser.

Am 22. März 1939 unterschrieb Litauen auf den ausdrücklichen Wunsch der Alliierten einen 99jährigen Staatsvertrag mit Deutschland über die Weiterbenutzung des Memelhafens sowie die Rückgliederung der unerlaubten Einverleibung des Memelgebietes (Lamata) zu Ostpreußen. Zum Schrecken aller Litauer von heute läuft am 22. März 2038 die Benutzungsklausel des Memelhafens aus, es wird sehr fraglich sein, ob der neue Eroberer Ostpreußens diesen Vertrag verlängern wird.

Aber auch Deutschland steht einer Geschichtsklitterung nicht fern; behaupten doch manche Presseberichterstatter und Buchschreiber über Ostpreußen, daß der aus zwölf Gauen bestehende PruszenStamm im Lande Prusa schon im 15. Jahrhundert in deutschen Neusiedlern aufgegangen sei.

Erst als der Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umgewandelt wurde, etwa 1525/30, wurde eine planmäßige Besiedlung durchgeführt, aber nicht nur mit Deutschen. Soviel deutsche Zuwanderer, Einwanderer gab es nicht, sie wurden mit Masowiern, Litauern, Salzburgern, Hugenotten, Schotten, Schweizern, holländischen Mennoniten, Schlesiern, Plälzern, Franken angereichert, die sich in den Jahrzehnten schließlich zum ostpreußischen Menschen entwickelten. Nur mit den Autochthonen des Landes Ostpreußen, den Pruszen, hatte man damals und hat man heute noch große Probleme, denn von einer gezielten „Integration“ mit den Zuwanderern, Einwanderern, war nie die Rede, und die hat es auch nie gegeben.

Selbst die heutige BundesRegierung hat zugegeben, daß in Ostpreußen nur eine sogenannte „Assimilation“ der Pruszen stattgefunden hat.

Als die „Albertina“ Universität 1544 in Königsberg eingeweiht wurde, bestimmte Herzog Albrecht von Brandenburg, daß unter den neuen Stipendiaten pruszische Autochthonen sein müßten.

Obwohl die Pruszen mit der damaligen KurfürstenKrönung von 1701 die versprochenen Freiheiten erst mit dem zweiten König von Preußen, Friedrich Wilhelm I. (1713 1740) zum Teil erlangten, war damit für die Eingeborenen Ostpreußens ein bedeutender Fortschritt erzielt worden. Im 18./19. Jahrhundert spürten auch die Pruszen in der Provinz des Landes diese Erleichterungen. So zum Beispiel die freie Berufswahl, die Niederlassungsfreiheit in den Städten, die Religionsfreiheit, die deutsche Kleiderordnung wurde aufgehoben, das Tragen von langen Haaren wurde erlaubt, und die pruszische Sprache durfte gesprochen werden. Diese neuen Anordnungen haben eine lange Zeit gebraucht, bis sie Fuß faßten.

Ich kann mich noch erinnern, wenn wir als Kinder alle zwei Monate die Haare geschoren bekamen, und nur vorne auf dem Kopf ein etwa 5 cm langer Ponnie stehen blieb, dann sagte meine Großmutter immer zu mir, na, jetzt siehst du wieder wie ein richtiger „Rabutzchen“ aus, was das bedeutete, wußte ich natürlich nicht.

Die Sagen und Zeremonien der Pruszen, wurden oder werden von Dilettanten nach ihrem Wissensstand interpretiert, weil sie nie einen Zugang zu solchen Veranstaltungen bekommen haben oder jemals werden. Selbst wir Pruszen müssen darüber herzhaft lachen, denn die Vorgehensweisen und der Sinn der Sache gehen aus den Beschreibungen nicht hervor, sondern werden ins Lächerliche gezogen, vielleicht auch ganz bewußt. Denn es sind heidnische Handlungen und haben mit den monotheistischen Glaubensbekenntnissen nichts, überhaupt nichts zu tun, sie sind unverständlich für einen Christen oder einen Islamisten.

Wenn ich, zum Beispiel, die Vorgehensweisen in einer Bockheiligung beschrieben bekomme und dort von Kuchen durchs Feuer werfen erzählt wird, oder daß sich der Waidelotte mit seinen Gläubigen gegenseitig die Haare ausreißt, ist es zwar amüsant zu hören, aber fern von der Tatsache des Wirklichen geschehen.

Auch wird uns Pruszen angedichtet, daß wir alle Mädchen die im Frühjahr geboren wurden, im frühen Alter töten, weil sie nur Unglück bringen. Auch sagt man uns Pruszen nach, daß wir sehr oft den Göttern Perkunos, Potrimpos und Pikollos Mädchenopfer bringen und auf dem Opferstein am Götterberg des Rombinus verbrannt haben. Diese Behauptungen haben dann schon einen kriminellen Nachgeschmack. Solche Dinge waren und sind in unseren Zeremonien nie vorhanden gewesen oder wurden jemals durchgeführt.

Im Zusammenhang mit der Globalisierung der Systeme ist der Schutz kleiner Volksgruppen eine wichtige Aufgabe. Gerade die Vielfalt unterschiedlicher Gruppen bringt den Reichtum, der zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft notwendig ist.

Die Pruszen sind die baltische Urbevölkerung Ostpreußens, die bis 1945 eigentlich die Hälfte der dortigen Bevölkerung stellte, deren Identität jedoch durch gezielte staatliche (Namens Änderungen) sowie kirchliche Maßnahmen stark beeinträchtigt wurden.

Am 12. Dezember 1948 wurden die letzten Autochthonen aus dem Lande Prusa (Ostpreußen) ausgewiesen und in alle Welt verschlagen. Deshalb findet man heute sehr viele Pruszen, die die Staatsangehörigkeit der Deutschen Bundesrepublik nicht besitzen und deshalb auch nicht von diesem Staat vertreten werden. Dies hat seine Vor aber auch seine Nachteile.

Das im Sinne von Kapital VI Absatz 25 des HelsinkiDokuments von 1992 baut die Präambel des Rahmenübereinkommen des Kopenhagener Dokuments auf einschlägige Verpflichtungen auf, da sie den Teilnehmerstaaten der OSZE „weitere Möglichkeiten für eine wirksamere Verwirklichung ihrer einschlägigen KSZEVerpflichtungen bietet“, darunter derjenigen betreffend den Schutz und die Schaffung von Bedingungen für die Förderung der ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität nationaler Minderheiten.

Die Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit ist Angelegenheit der persönlichen Entscheidung eines Menschen und darf als solche für ihn keinen Nachteil mit sich bringen. Dieses heißt im Klartext: jeder Vertriebene, Deportierte, Ausgewiesene oder global denkende Mensch kann sich für eine Zugehörigkeit zu einer Minderheiten Organisation bekennen, auch zu der der Pruszen, die einen Antrag auf ein Reservat in Ostpreußen gestellt haben und durch diese Neuregelung eine große Chance für eine Rückkehr als Autochthonen nach Ostpreußen besitzen.


Manfred. G. Kaireit (Kairaitis) (Medebach)


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